Eine historisch schillernde
Figur hatte sich der Papst für die Generalaudienz an diesem Mittwoch vorgenommen,
nämlich die „Jungfrau von Orleans“ Jeanne d`Arc. Eine, wie er sagte, „starke Frau“
des ausgehenden Mittelalters.
„Es war die Zeit des großen abendländischen
Schismas und ständiger Kriege in Europa, an erster Stelle der Hundertjährige Krieg
zwischen England und Frankreich. Jeanne d’Arc stammte aus einfachen Verhältnissen,
konnte weder lesen noch schreiben, hatte aber eine gute religiöse Erziehung und eine
tiefe Spiritualität zu den heiligen Namen Jesu und Marias. Mit 13 hatte sie ihre ersten
mystischen Erfahrungen und erhielt den Auftrag, ihr christliches Leben zu vertiefen
und sich für die Befreiung ihres Vaterlandes Frankreich einzusetzen.“
Das
Problem war nur: das war mit rein friedlichen Mitteln nicht zu schaffen. Der Mythos
der „pucelle“, der Kriegerin für Frankreich, war geboren – ein Mythos, auf den sich
heute in Frankreich vor allem die extreme Rechte gerne beruft. Papst Benedikt betonte
hingegen naturgemäß eher die religiösen Aspekte:
„Jeanne legte das Versprechen
der Jungfräulichkeit ab, nahm täglich an der heiligen Messe teil und widmete sich
besonders dem Gebet. Schließlich stellte sie sich auch ihrer politischen Sendung.
Sie traf den französischen Dauphin, nahm am Feldzug zur Befreiung der Stadt Orléans
teil und erlebte den Erfolg ihrer Mission in der Krönung König Karls VII. in Reims.
Wenige Zeit darauf begann jedoch der Leidensweg der ‘Jungfrau von Orléans’.
Verraten, gefangen genommen und ihren Feinden ausgeliefert, kam es zum kirchlichen
Prozeß gegen sie, dessen Tribunal den Theologen der Pariser Universität hörig war,
die andere politische Ziele als Jeanne verfolgten.“
Die „Jungfrau von Orleans“
habe damals auch an den Papst appelliert, erinnert der heutige Papst; doch die Berufung
blieb ohne Erfolg – Jeanne wurde als Ketzerin verurteilt.
„Am 30. Mai 1431
wurde die erst 19-jährige Jeanne in Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt, während
sie mit Blick auf den Gekreuzigten laut den Namen Jesu anrief. 25 Jahre später stellte
ein Rehabilitationsprozeß ihre Unschuld und ihre Treue zur Kirche unter Beweis. 1920
wurde Jeanne d’Arc dann heilig gesprochen.“
Das ganz und gar nicht kriegerische
Fazit des Papstes lautet:
„Die heilige Jeanne d’Arc gibt uns ein hohes
Beispiel für ein Leben aus dem Glauben. Das Gebet möge der Leitfaden auch in unserem
Alltag sein, ebenso das Vertrauen in Gottes Güte, die Liebe zum Nächsten, in dem wir
Christus erkennen. Um so mehr werden wir lebendige Glieder der Kirche und machen sichtbar,
daß Christus und die Kirche eins sind“.